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Le Thé au Harem d'Archimède

 


F 1985, 110 Min.

Dt. Titel: Tee im Harem des Archimedes

Crew:

Regie
Produzent
Drehbuch
Buch
Musik
Kamera
Schnitt


Mehdi Charef
Michèle Ray-Gavras, Costa Gavras
Mahdi Charef
Mahdi Charef
Karim Kacel
Dominique Chapuis
Kenout Peltier
Darsteller:

Kader Boukanef .... Madjid
Rémi Martin .... Pat
Frédéric Ayivi .... Bengston
Saïda Bekkouche .... Malika
Pascal Dewaeme .... Thierry
Sandrine Dumas .... Anita
Laure Duthilleul .... Josette
Nicole Hiss .... Solange
Nathalie Jadot .... Chantal
Jean-Pierre Sobeaux .... Jean-Marc

 

Bilder

 

Inhalt & Kritik

Als dem Politregisseur Constantin Costa-Gavras ("Z", "Vermißt") 1985 das gleichnamige Buch des algerischen Franzosen Mehid Charef in die Hände fiel, schlug er Charef vor, den Roman selbst zu verfilmen. So wurde der 33jährige Charef Filmregisseur, inszenierte seine eigene Lebensgeschichte und legte auf Anhieb ein kleines Meisterwerk vor.
Erzählt wird die Geschichte einer Jungenfreundschaft in La Courneuve, einer trostlosen Trabantenstadt von Paris. In dieser Betonwüste entspricht das Leben den Kurzmeldungen aus der Boulevardpresse: Jugendbanden, Drogen, Raubüberfällen, Prostitution. Majid, der Sohn eingewanderter Algerier, hofft auch in dieser Trostlosigkeit noch auf einen Job und die große Liebe. Pat, der Franzose aus der Unterschicht, hat seine Träume von einem geregelten, bürgerlichen Dasein und einem "anständigem" Beruf längst ausgeträumt und begegnet solchen Illusionen nur noch mit bissigem, sarkastischem Humor. Die beiden Freunde wursteln sich durch den freudlosen Alltag und schlagen sich irgendwie durch. Ein Portemonnaie in der Metro, ein bißchen Sex in der Disco, ein kleiner Deal (?) hier, ein kleiner Betrug dort. Nur nicht aufgeben, nur nicht weich werden, heißt die Devise der Orientierungslosen Antihelden. Sie sind ständig unterwegs und der Zuschauer weiß nicht wohin, meist wissen sie es selbst nicht. Ohne viele Worte gehen sie ihren Weg von einer Enttäuschung in die nächste, aber was sie nicht umbringt, macht sie nur noch zäher.
Anstatt eines blutleeren, reportagenhaften Sozialdramas hat Mehid Charef einen europäischen Asphalt-Western aus einer Welt gedreht, in der mit härtesten Bandagen gekämpft wird und sich Humor und menschliche Wärme gegenüber allen Widrigkeiten behaupten. Charef: "Ich habe das intensiv erfahren, ich habe dort lange genug gelebt. Man kann das nicht in einer Reportage zeigen. Wenn man das Leben dieser Orte von außen sieht, hat man den Eindruck, in einem Auto zu sitzen, während die Bilder draußen vorbeifliegen. Ich habe mich für die Menschen interessiert. Ich wollte, daß man in ihrem Inneren ist, in ihrem Herzen.

TV-Spielfilm

Der junge Franzose Pat und der Algerier Madjid sind Freunde. Sie haben weder Arbeit noch einen Ausbildungsplatz; so müssen sie zusehen, wie sie die Zeit totschlagen. Ihr Alltag besteht aus kleinen Diebereien, Herumlungern und Träumen von einem besseren Leben. Madjid ist in Pats hübsche Schwester Chantal verliebt; als er entdeckt, daß sie ihr Geld als Prostituierte verdient, trifft es ihn schwer.
Mehdi Charef mehrfach preisgekrönter Debütfilm über zwei Halbwüchsige in der Betonwüste einer Pariser Vorstadt rückt mit anrührender Authentizität zu wenig beachtete gesellschaftliche Randgruppe ins Blickfeld.

ARD

Der Film erzählt von einer Freundschaft: Pat, der Franzose aus der Unterschicht, und Majid, der Algerier, haben die Hoffnung, Arbeit zu finden und einen Eingang ins bürgerliche Leben zu finden, längst aufgegeben. Sie stehen draußen und begreifen das als Chance. Sie stehlen, betrügen, organisieren kleine Zuhältereien. Sie strampeln sich fröhlich durch den kriminellen Sumpf, verdrängen ihre Skrupel, halten sich so über Wasser.

epd Film

Regisseur Charef gelang mit seinem Erstlingsfilm ein Meisterwerk, das mit zum Teil drastischen Bildern die nicht nur selbstverschuldete Orientierungslosigkeit einer gesellschaftlichen Randgruppe einzufangen vermag.

Gong

Von authentischer Wucht und wilder Poesie. So treiben Blüten aus dem Asphalt.

AZ, München

'Tea in the Harem' is fiction with feel of a documentary Winner of several prizes for "best first film," Mehdi Charef's Tea in the Harem is Streetwise in Paris: a cruel, gritty, semiautobiographical tale of a gang of juvenile delinquents that is made up partly of second-generation Algerian immigrants.
A young filmmaker who lived his first 12 years in Algeria, Charef moved with his family to France in the mid-1960s. He shot the movie on the streets near a lower-class housing project where he spent his adolescence, and much of it carries a documentary sense of conviction.
While Streetwise was accused of mixing fiction with its documentary techniques, Tea in the Harem is a fiction film that for much of its length resembles a documentary catalog of episodes about petty thievery, pimping, child prostitution, muggings and the practice of "rolling" homosexuals who try to pick up teen-age boys.
It takes a while for Charef to impose his own viewpoint and narrative skills, but eventually he draws the audience into the friendship of Madjid, an Arab boy who can't find a job, and Pat, a French teen-ager who doesn't want one. Their growing bond is almost the only thing that keeps the movie from sinking into despair.
In a relative way, they stand for something. They're not animals - yet. As Charef puts it: "They want to see the bad things done with a degree of purity . . . they're conscious of not wanting to cross a self-imposed dividing line." The plaintive ending, with Pat, Madjid and their friends stranded at the edge of the sea, seems a deliberate echo of Truffaut's The 400 Blows, and that is entirely appropriate.
Produced with the help of Costa-Gavras, the Oscar-winning director of Missing and Z, Charef's first film may be too rough for some audiences. If, for instance, you thought the kids in Streetwise or River's Edge were irredeemable monsters, you're not likely to feel much sympathy for Charef's boys, who are played with a scary sense of authenticity by Kader Boukhanef (as Madjid) and Remi Martin (as Pat). But neither Charef nor his actors plead for sympathy, and that's part of what makes Tea in the Harem hard to forget.

John Hartl, Film.com

 

Auszeichnungen

1986 César Award (Best New Director of a Feature Film) Mehdi Charef
1986 Nominierung César Award (Best New Director of a Feature Film) Mehdi Charef
1985 Prix Jean Vigo (Feature Film) Mehdi Charef